Dienstag, 15. Juli 2014

Dear Diary: Get lost...



Ich sah aus der Entfernung den Bus einfahren. Mein Kommando loszusprinten. Natürlich erwischte ich ihn nicht mehr. So ein Pech wenn man kein Autofahrer ist. Öffentliche Verkehrsmittel haben in meinem Leben schon öfter eine Planänderung verursacht. Also steh ich da, warte auf den nächsten Bus, der in zehn Minuten kommt, setz mich hin, beiß in meinen Apfel. Den Bus hätte ich nehmen müssen, um meinen Zug zu bekommen. Der nächste Zug kommt 45 Minuten später. Das bedeutet warten. Ich entschließe mich spontan zu sein. Steige in den nächsten Bus der kommt, egal wo er hinfährt. Gesagt, getan. Ich lande in einer Seitenstraße in der Altstadt, vermute ich. Der Bus hatte seine Endstation erreicht. Und wie ich so durch die kleinen Gassen mit den unebenen Straßen wandere, merke ich: Ich bin gerade frei. Ich habe mich nicht an meine Routine gehalten, und so fühlt sich der Moment gerade zeitlos an. Drei weitere Stunden laufe ich ziellos durch den mir unbekannten Stadtteil herum. Ich frage nicht nach dem Weg. Er ist mir auch egal. Ich habe mich verloren in diesen Straßen, weil ich es brauchte.

Wir sitzen in meinem Wohnzimmer, haben es uns unter der Decke gemütlich gemacht. Sie erzählt mir diese Sachen bei denen wir beide dieses komische Gefühl haben. In den acht Jahren, in denen wir uns kennen haben wir uns sowas noch nie erzählt. Sie fängt an zu weinen. Ich umarme sie. Irgendwie sind wir an einen Punkt angelangt, an dem wir absolute Vertrautheit spüren. Bedingungslos und vollkommen. Wir verlieren uns in unser Gespräch und für diese wenigen Stunden, steht die Zeit still.

Manchmal verlierst du dich in Momenten. So ist es bei mir jedenfalls ab und zu. Es fühlt sich so an, als gäbe es nur diesen einen Moment und nur die Personen, die daran teilhaben. Die Welt steht still für einen Augenblick und Sorge wird zum Fremdwort. Du bist frei. Ich liebe es mich in Situationen zu verlieren.

Sie schläft in meinen Armen ein, das hat sie noch nie getan. Dass wir in einer anderen Stadt am Bahnhof sitzen und es halb fünf Uhr morgens ist macht den Moment nicht weniger besonders. Ob wir den Zug in 30 Minuten nach Hause nehmen, oder in 3 Stunden, ist uns völlig egal. Wir sind verloren im Jetzt

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